„Sekunden, die Geschichte wurden“ – Neue Fotoausstellung im Prora-Zentrum

Bilder aus der DDR, aufgenommen von einem Fotoreporter des Magazins „Stern“: Im Prora-Zentrum neben der Jugendherberge Prora zeigt der mehrfach mit dem World Press Photo Award ausgezeichnete Fotograf Harald Schmitt Momente aus einem vergangenen Land. Die Ausstellung trägt den Titel: „Sekunden, die Geschichte wurden“.

Harald Schmitt arbeitete von 1977 bis 1982 in Ost-Berlin. Er war dabei, als die DDR-Führung den vorbeimarschierenden Kampfgruppen zuwinkte, als Helmut Schmidt und Erich Honecker am 13. Dezember 1981 den Norden besuchten. Er fotografierte in Güstrow, einer Stadt, die durch die Präsenz Uniformierter und Genossen in Zivil zu einem Geister-Ort mutiert war. . . „In diesen Jahren gelang es ihm, den Beginn vom Ende des Staatssozialismus in der DDR symbolkräftig in seinen Arbeiten einzufangen“, heißt es in dem Flyer zur Ausstellung. Und: „Kaum ein Fotoreporter war in jenen Jahren des beginnenden Umbruchs so nah am Geschehen: ob bei den großen Inszenierungen der Macht oder den kleinen Momenten des Alltags und der Opposition. Auch Einblicke in das Leben auf der Insel Rügen der 70er und 80er Jahre sind in der Ausstellung zu sehen.“ Durch seine Akkreditierung in Ost-Berlin hat er viele sozialistische Länder kennen gelernt und war immer dann vor Ort, wenn ein kommunistisches Regime zusammenbrach.

Die Schau in Prora zeigt beeindruckende Fotografien aus grauen DDR-Tagen: Männer der Betriebskampfgruppen mit Stahlhelmen und Orden, Menschen in Kirchen, verhaftete Demonstranten, einen gut gelaunten SED-Generalsekretär, der mit einem Bonbon Helmut Schmidt am Bahnhof von Güstrow verabschiedet. Gezeigt werden Parolen an maroden Gebäuden, Kinder bei ihrem „Tagesgeschäft“, zwei Putzfrauen, die in Dederon-Kittelschürzen auf dem trostlosen Kleinbahnhof von Putbus zum Rasenden Roland gehen.

Harald Schmitt hatte und hat eine enge Bindung zu Rügen, wie er mir in Ranzow bei der Eröffnung des 9-Loch-Golfplatzes erzählte. Seine Frau hatte er in Ostberlin kennen gelernt. Sie stammt aus Stralsund und ihre Eltern hatten ein Sommerhaus im Ostseebad Binz. Heute pendeln sie regelmäßig zwischen Hamburg und Rügens größtem Ostseebad. Immer mit dabei: sein Fotoapparat. „Ich freue mich, dass die kleine Ausstellung in diesen Räumen in Prora zu sehen ist. Da gehören sie hin, denn Prora ist ein authentischer Ort. Und ich glaube, dass sich auch viele junge Leute aus der Jugendherberge diese Bilder ansehen werden.“

Seine Fotos von damals sind heute Dokumente der Zeitgeschichte.

Bis zum 28. August ist die Ausstellung „Sekunden, die Geschichte wurden“ täglich von 10 bis 18 Uhr im Prora-Zentrum neben der Jugendherberge Prora zu sehen. Der Eintritt ist frei. Zur Ausstellung gibt es einen umfangreichen Katalog.

Quelle:
Holger Vonberg auf www.wirsindinsel.de

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